Was ist EMDR? 

EMDR steht für „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“, was auf Deutsch Desensibilisierung und Verarbeitung belastender Ereignisse durch Augenbewegung (ähnlich den REM- Phasen im Schlaf) bedeutet. Dr. Francine Shapiro (USA) entwickelte diese Therapiemethode zur Behandlung von Traumafolgestörungen.

EMDR ist mit den Behandlungsplänen verschiedener Therapieformen vereinbar und setzt die Einbettung in ein grundsätzlich psychotraumatologisch orientiertes Behandlungskonzept und klinische Erfahrung des Behandlers/der Behandlerin sowie eine zertifizierte Ausbildung voraus. Die Wirksamkeit von EMDR ist in zahlreichen Studien nachgewiesen und wurde als Therapiemethode u.a. von der WHO 2013 und G-BA Deutschland 2014 offiziell anerkannt.

Ursprünglich entwickelt für die effiziente Bearbeitung von traumatischen Erlebnissen, hat EMDR inzwischen eine Vielzahl von Anwendungen erfahren - insbesondere in der effizienten Behandlung von belastenden Lebenserfahrungen und dadurch ausgelöste Depressionen, Angst- und Panikattacken, Phobien, Leistungsblockaden und chronische Schmerzen.

Jeder Mensch verfügt über eine natürliche Fähigkeit Informationen zu verarbeiten, mittels der er belastende Erlebnisse überwinden kann. In der Regel dauert es eine gewisse Zeit, bis der Mensch die Erinnerungen verarbeitet hat. Er findet dann aber wieder zu seinem inneren Gleichgewicht zurück und kann aus diesem Prozess sogar gestärkt hervorgehen. Wenn das auslösende Geschehen jedoch zu überwältigend ist, kommt es zu einer tiefgreifenden psychischen Verletzung. Der betroffene Mensch kann das erschütternde Erlebnis nicht verarbeiten und entwickelt eine Traumafolgestörung, die sich in unterschiedlichsten Symptomen äußern kann.

Durch die EMDR-Behandlung werde die körpereigenen Verarbeitungsmechanismen aktiviert und somit die Selbstheilung angestoßen: Schritt für Schritt werden die belastenden Symptome aufgelöst und die Patientin bzw. der Patient lernt mit den alten belastenden Erinnerungen und Gedanken in einer neuen Weise umzugehen.

Die EMDR-Behandlung beinhaltet einen klar strukturierten Ablauf, der sowohl den PatientInnen, als auch den TherapeutInnen einen sicheren Rahmen bietet. Es wird ermöglicht, sich dem auslösenden Ereignis anzunähern, ohne von den belastenden Gefühlen überflutet zu werden.

Nach Etablierung einer therapeutischen Beziehung wird die spezifische Problematik erhoben, die Bedürfnisse abgeklärt und ein individueller Behandlungsplan erstellt. Die EMDR – Behandlung ist gegliedert in acht Phasen, in denen zunächst Psychoedukation und Stabilisierungsverfahren, in weiterer Folge Desensibilisierung und Durcharbeitung des belastenden Ereignisses eine bedeutende Rolle spielen. Ablauf und Dauer einer EMDR-Behandlung variieren je nach Schwere der Symptomatik.

Bei der Desensibilisierung und Durcharbeitung konzentriert sich die Patientin/ der Patient zunächst auf das belastende Erlebnis. Die Patientin/ der Patient wird aufgefordert z. B. einem Lichtpunkt mit den Augen zu folgen. Dabei werden die linke und rechte Gehirnhälfte abwechselnd durch die Augenbewegungen aktiviert und stimuliert.

Bei Traumatisierungen und belastenden Ereignissen ist die Weiterleitung und Verarbeitung der Emotionen blockiert. Durch die abwechselnde Stimulation scheint EMDR eben diese Weiterleitung und Verarbeitung im Gehirn unterstützen zu können und die traumatische Erfahrung wird integriert. Dadurch werden in weiterer Folge Erinnerungen neu abgespeichert, die dazugehörigen Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen sind für Betroffene anhaltend nicht mehr belastend. Das Trauma wird Teil der Vergangenheit.


"Die eigentliche Ursache für unser Leiden liegt gewöhnlich darin, WIE unsere Erinnerungen an frühere Ereignisse im Gehirn abgespeichert worden sind – und genau das können wir verändern." Dr. Francine Shapiro

Folder zum Download von emdr-fachgesellschaft.at

Dr. Tessa Thomanek

Fachärztin für Psychiatrie
und psychotherapeutische Medizin

Unterer Markt 11
3361 Aschbach Markt